Entscheidungen im klassischen hierarchischen Umfeld zu treffen, ist einfach und effizient. Die Führungskraft entscheidet im besten Wissen für das Team, damit es sich auf die Umsetzung konzentrieren kann.

Bei Entscheidungen im agilen Kontext mit selbstorganisierten Teams reden alle neuerdings immer von „Alignment and Autonomy“. Also sowas wie eine gemeinsame Ausrichtung unter gleichzeitiger Wahrung der Entscheidungsautonomie in den Teams.

Wie soll die Führung denn nun eine Ausrichtung vorgeben ohne zu genau den Weg und die Lösung vorzugeben?

Als Antwort breche ich in diesem Blog-Post mal eine Lanze für den guten, alten Konsens. Schlussendlich ist er meiner Meinung nach die beste Maßnahme, um eine gemeinsame Ausrichtung hinzubekommen. Noch dazu stellt der Konsens sicher, dass die Entscheidungen nachhaltig im ganzen Team getroffen werden. Das führt dazu, dass sich auch langfristig jeder daran hält und man endlich Ruhe vor immer wieder aufbrechenden Diskussionen mit den immer gleichen Themen durchleiden muss. Da lohnt sich auch der in Einzelfällen etwas höhere Aufwand der Entscheidungsfindung im Konsens.

Ein paar Tipps und Tricks können zusätzlich helfen:

  • volle Transparenz aller Aufgaben und deren Status – Machen sie regelmäßige Statusmeetings mit allen!
  • Jeder darf sich an allen Aufgaben beteiligen – Bauen sie ihre Teams/Arbeitsgruppen stets mit der Frage „…und wer will hier auch noch mitmachen?“ auf!
  • Nehmen sie alle Einwände auch spät im Entscheidungsprozess ernst und arbeiten sie diese im Konsens ein.
  • Sollten Sie nicht zum Konsens kommen, involvieren Sie mehr Kollegen und Meinungen – Nutzen Sie die Vielfalt in Ihrer Organisation!
  • Versuchen sie, Emotionen sofort und bis in die Persönlichkeit nachzuspüren – Schulen Sie alle Mitarbeiter in Coachingskills!
  • Ignorieren Sie Hierarchien und zwar egal ob vorgegeben oder systemisch gelebt – Involvieren Sie alle Kollegen auf Augenhöhe!
  • Definieren Sie Selbstorganisation als höchsten Wert in der Führung – Zwingen Sie Ihre Führungskräfte zum Abwarten!
  • Werten Sie die Überforderung der Mitarbeiter bzgl. zuviel Freiheit als Erfolg – Halten Sie an Ihren Grundsätzen fest!
  • Für Fortgeschrittene: Stimmen Sie Ihre Werte, nach denen Sie im Unternehmen und privat handeln, im Konsens mit allen Kollegen ab!

Aber es gibt auch natürliche Feinde des Konsens. Dabei handelt es sich um die Eingangs beschriebenen Ideen von Alignment and Autonomy, die mit Begeisterung, Vision, Sinn, Richtung usw. zu tun haben. Diese auf der Meta-Ebene wirkenden Prinzipien sind nur schwer von Führungskräften umzusetzen und deshalb gefährlich. Im schlimmsten Fall wird dann keiner mehr in Ihrer Organisation den Konsens anstreben. Das gilt es zu verhindern.

Sogar auf der Ebene von Betriebssystemen für Organisationen lauern Gefahren: Die neuste und gerade gehypte Alternative hört auf den Namen „Holokratie“ oder auch „Soziokratie“. Wie ein Kollege sagte: „Was soll ich von Leuten erwarten, die etwas mit dem Namen –kratie vertreten?“ Recht hat er, denn hier ist völlig neues Denken angesagt und das ganze passt auch noch perfekt zu dem ganzen agilen Zeugs. Darauf wollen Sie sich nicht einlassen, das stellt alles auf den Kopf und definiert ein neues Miteinander! Soweit muss es nicht kommen!

Es lebe der Konsens!

Stabile Grüße, Evil Coach