Hin und wieder treibt mich etwas an und ich verspüre den großen Drang auf eine Konferenz zu gehen. Einfach mal einen gewissen Kontextwechsel, neuen Input sammeln, Neues dazulernen und sich mit Leuten austauschen. So zog es mich letzte Woche auf die AgileLeanEurope (ALE) Unconference in Zürich und ich möchte gerne ein paar meiner Erkenntnisse teilen.

Open Space

Die Konferenz wurde als OpenSpace organisiert, was für mich eine neue und sehr spannende Erfahrung war. Ich hatte den Eindruck, dass die Inhalte vielfältiger waren. Dadurch konnte ich wesentlich mehr Input mitnehmen. Zudem konnte so mehr auf die Bedürfnisse der Teilnehmer eingegangen werden, sowohl beim Planen der Sessions als auch spontan bei deren Durchführung. Auch ich konnte ein Vortrag halten über Selbstorganisation und wie wir diese in unserer Firma leben (mit Fokus auf Soziokratie und der Privatkreditunit). Aufgrund der Teilnehmer und der Offenheit des Formats passte ich spontan den Inhalt meines Vortrages an und wir füllten so eine Stunde mit wertvollem Austausch.

Ich fand es toll, dass kurzfristig die Räumlichkeiten auf den anliegenden botanische Garten ausgedehnt werden konnten - immerhin war es sehr warm. Auch fand ich die Organisation der Formate wie Diner with a Stranger, Powerpoint Karaoke, Beer Kanban, geführte Stadtrundgänge durch Zürich am Abend toll. Selbst für Angehörige und Kinder wurden Ausflüge organisiert, etwa Waldspaziergänge mit Wildtierschau oder ein Abstecher in die hiesige Schokoladenfabrik.

Im Vergleich wo andere stehen, stehen wir…

gar nicht so schlecht dar. Klar bei uns gibt’s auch viel Süßes und ohne jetzt überheblich klingen zu wollen, kann ich stolz sagen, dass wir in vielen anderen Belangen einen sehr tollen Arbeitsplatz haben. Das habe ich in vielen der Sessions mitbekommen:

  • wir haben sehr viel Gestaltungsraum für unsere persönliche Entwicklung
  • wir begegnen unseren Kollegen auf Augenhöhe - egal ob Vorstand, Führungskräfte oder Teamkollege
  • wir haben viele Möglichkeiten, uns in Themen einzubringen
  • wir entscheiden selbst, wie wir Themen umsetzen (vom Prozess und technisch)
  • wir nutzen unseren Freiraum, um die Softwarequalität einem hohen Niveau zu heben und zu halten
  • wir recruite’n als Team und haben so Einfluss, mit wem wir arbeiten wollen
  • wir sind somit stark am Gestaltungsprozess unserer Arbeitskultur beteiligt
  • Führung ins Team wird bei uns nicht nur gesagt, sondern auch gelebt
  • wir geben uns viel und offen Feedback, um uns stetig weiterzuentwickeln

Zugegeben, es gibt bei uns auch viele Punkte, an denen wir noch arbeiten können. Jedoch sehe ich auch, dass wir hier eigentlich nie fertig werden können. Wir und unser Umfeld verändern sich ständig und stetig und so bedarf es stets einer weiteren Anpassung an die jeweilige Situation. Ich denke, dass dies in Europace sowohl auf Organisations-, Team- und persönlicher Ebene passiert und gefördert wird.

Mach es explizit und transparent

Unser Unternehmen, unsere Prozesse und unsere Arbeit werden stets komplexer. Um dies zu beherrschen und zu optimieren, ist es wichtig, dass diese Aspekte transparent gemacht und Zuständigkeiten explizit benannt werden. Nur so haben wir die Möglichkeit, Probleme zu erkennen und diese gemeinsam anzugehen. Wenn wir kein einheitliches Verständnis von dem haben, woran wir arbeiten, geht jeder in eine andere Richtung. Auch die in letzter Zeit etablierten Frameworks/Organisationsformen/Tools wie Holakratie, Soziokratie und OKR unterstützen uns genau in diesem Punkten und helfen uns, voran zu kommen. Sie helfen uns, Probleme zu erkennen, zu benennen und geben teils sogar Lösungswege vor. Jedoch ist es in unserem Umfeld auch wichtig, nicht immer gleich nach Lösungen zu suchen. Oftmals ist es hilfreich transparent zu machen, was wir nicht wissen und wo wir noch etwas über den Problemraum erfahren sollten. Dabei helfen Methoden wie Q-Storming, von denen ich auf der Konferenz zum ersten Mal hörte.

Agilität in der Familie

Wir haben in unserem Job so viel mit agilen Methoden zu tun. Zu Hause jedoch scheitert es dann an banalen Planungen oder dass der Partner immer die gleichen Fehler macht. Warum nicht auch unsere Kompetenzen hier anwenden? In Vorträgen erfuhr ich von Leuten, die mittels Visualisierungsboard und abendlichen Standups ihre Hochzeit planten. Andere unterstützten die regelmäßigen Routinen ihrer Kinder durch gezeichnete Zettel, welche dann auf einem Board mit Plan/Do/Done Spalten geführt werden. Wiederum andere hatten regelmäßige Weekly Plannings, ein priorisierte Haushaltsbacklog oder gar Retrospektiven.

Insgesamt war dies eine großartige Konferenz und eine wirklich tolle Community. Ich hoffe, vielleicht nächstes Jahr wieder dabei sein zu können. Wenn ihr noch Fragen zur Konferenz, meinen Erfahrungen und Learnings habt, sprecht mich einfach an.